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Liberaler Stichtag: 100. Geburtstag von Wolfgang Döring

11. November 2019 – Mit seinem zeitweiligen Mitstreiter Karl-Hermann Flach teilte Wolfgang Döring (1919-1963) nicht nur das Schicksal, dass sie beide auf einem Höhepunkt ihrer Wirksamkeit vom Tod ereilt wurden, sondern auch die Überzeugung, dass die FDP sich aus der „babylonischen Gefangenschaft“ mit der CDU befreien müsse. Dennoch war der Lebenslauf von Döring ein ganz anderer als der des ein Jahrzehnt jüngeren Flach: Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt Leipzig wurde er Berufsoffizier und machte den gesamten Zweiten Weltkrieg mit. Als Hauptmann a. D. suchte er nach Kriegsende eine neue berufliche Perspektive mit einer KFZ-Werkstatt im Ruhrgebiet.
Nach Anschluss an die dortige FDP fiel sein Organisationstalent auf, 1950 wurde er Hauptgeschäftsführer der nordrhein­-westfälischen FDP. Es ist unklar, inwieweit er damals mit dem hauptsächlich von diesem Landesver­band betriebenen Konzept der „Nationalen Sammlung“ sympathisierte. Ab 1953 fand sich Döring eher auf der anderen Seite des liberalen Spektrums wieder: 1956 gehörte er als nunmehriger Landtagsab­ geordneter gemeinsam mit Walter Scheel und Willi Weyer zu den treibenden Kräften des sogenannten Düsseldorfer „Jungtürken-Aufstandes“ mit weit reichenden Folgen für die Landes- und Bundespolitik.
Im gleichen Jahr war er es, der die Gespräche von Garmisch und Weimar zwischen FDP und LDPD anbahnte. 1957 leitete er den schwierigen Bundestagswahlkampf der FDP und zog selbst als Abgeordneter in das Bonner Parlament ein. Ab 1961 übte er dort den stellvertretenden Fraktionsvorsitz aus, ein Jahr später war er maßgeblich an der parlamentarischen Bewältigung der „Spiegel“-Affäre beteiligt, die zum Rücktritt von Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß führte, ebenfalls mit weit reichenden Folgen. Wenige Monate danach, Mitte Januar 1963, verstarb Wolfgang Döring unerwartet.
Nach ihm ist u. a. die liberale Landesstiftung in Nordrhein-Westfalen und die Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf benannt.
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